George Onslow

Klavierquintette, op.79bis B-Dur

Klaviersextett und op.30 Es-Dur

MDG 603 12332-2


Gianluca Luisi, Klavier;

Ensemble Concertant Frankfurt


Mit Klavier-Kammermusik setzt das Label MDG sein Engagement für den Anglo-Franzosen George Onslow (1784-1853) fort. Man merkt schnell, dass Onslow mit Dussek, Johann Baptist Cramer und Anton Reicha hervorragende Lehrer hatte. Sein Klavier-Quintett und Sextett (jeweils mit Cello und Kontrabass!) zeigen sicheres Formgefühl, atmosphärische Dichte und überraschende harmonische Wendungen. Trotz seiner Sympathie für Hummel entgeht er weitgehende der Gefahr, verkappte Klavierkonzerte zu schreiben; stattdessen findet Onslow eine gute Balance zwischen fast orchestralen und kammermusikalischen Effekten. Auch wenn mit Gianluca Luisi und den Streichern aus Frankfurt Profis am Werk sind: Onslows Werke bieten vor allem eine willkommene Ergänzung für das häusliche Musizieren. MH


DIE NEUE PLATTE

Sonntag, 27.Mai 2007
Kammermusik
Autor: Uwe Friedrich
Redaktion: Maja Ellmenreich


Onslows Kammermusikwerke stellen höchste Anforderungen an die Musiker, vor allem an den Pianisten, für enthusiastische Amateure sind sie kaum zu bewältigen. Der Pianist Gianluca Luisi und das Ensemble Concertant Frankfurt stellen sich der Herausforderung mit eleganter Virtuosität. Obwohl Onslow stellenweise beinahe ein Klavierkonzert mit reduzierter Streichbegleitung geschrieben hat, widersteht Luisi der Versuchung, sich auftrumpfend in den Vordergrund zu spielen. Gemeinsam mit den fünf Streichern erkundet er lustvoll die Musik der Pariser Salons, die hier allerdings unter starkem deutschen Einfluss steht. Dabei ist Onslows Ton durchaus originell und eigenwillig. Auch wenn die ungewöhnliche Instrumentation seines Klavierquintetts op. 79bis mit Kontrabass und Schuberts „Forellenquintett“ erinnert, ist seine Tonsprache doch ganz anders als die des Wieners. Der Klavierpart überragt die Stimmen der Mitspieler in keinem Takt, auch die anderen Instrumente dürfen mit Sprüngen und Arpeggien immer wieder ihre Virtuosität unter Beweis stellen.



Mit Esprit und Wellenschlag
Kritik von
Christiane Bayer, 24.04.2007

Bis in die heutige Zeit hat sich das Vorurteil gehalten, Onslow sei nur ein begabter Dilettant gewesen, dem als Beethoven-Epigone kein eigenständiger Platz im Konzertleben gebührt. Zum Glück gibt es aber in den letzten Jahren immer wieder Bestrebungen, diesen Missstand zu beheben und Onslow aus dem Schatten der Wiener Klassiker zu befreien. Denn seine Verdienste um die Kammermusik können nicht zu hoch eingeschätzt werden, so einfallsreich und stimmig ist sein Oeuvre.

Das hier eingespielte Sextett op.30 ist dem österreichischen Komponisten Johann Nepomuk Hummel gewidmet. Zwar ist heute nicht mehr zu rekonstruieren, ob sich die beiden Musiker auch persönlich gekannt haben, aber anhand der großen stilistischen Ähnlichkeit ihrer Arbeiten kann man immerhin ablesen, dass Onslow offenbar Hummels Kompositionen sehr genau studiert hatte. Das Werk vereint zwei recht unterschiedliche Charaktere in sich. Zum einen ist es von seiner Anlage her sehr konzertant. Zum anderen trägt es klar kammermusikalische Züge.

Sehr viel später entstand das Quintett op.79bis. Besonders bemerkenswert ist an dem Werk seine Instrumentierung mit Kontrabass, da diese Besetzungsform in der Geschichte der Gattung nur sehr selten vorkommt. Bekanntestes Beispiel dürfte Schuberts Forellenquintett sein, das sich aber von Onslows Werk schon allein dadurch unterscheidet, dass Onslow den Klavierpart auffallend virtuos hervorhebt, während dieser bei Schubert gleichberechtigt in das Ensemble eingebunden ist.
Das Ensemble Concertant Frankfurt und der Pianist Gianluca Luisi gestalten in ihrer Interpretation der beiden Werke einen sehr unterhaltsamen und abwechslungsreichen Onslow, der immer wieder überraschen kann. Ihr Spiel scheint wie aus einem Guss und bereitet dadurch viel Freude beim Zuhören. Luisi nutzt seinen Part zu brillanten Höhenflügen, doch stellt er seine Mitstreiter dabei nie in den Schatten. Peter Agoston und Klaus Schwamm (beide Violine), Wolfgang Tluck (Viola), Sabine Krams (Cello) sowie Timm-Johannes Trappe (Kontrabass) spielen sich mit viel Esprit die Bälle zu und lassen dabei niemals Langeweile aufkommen: eine rundum gelungene Produktion!


KULTURRADIO
17.04.2007

George Onslow: Klavierquintett op. 79/ Klaviersextett op. 30

George Onslow ist ein Komponist, der erstklassige Kammermusik geschrieben hat, erfolgreich war und dann weitgehendst in Vergessenheit geriet. Die Bezeichnung „Französischer Beethoven“ trifft nicht den Kern, denn eigentlich stellt sein Schaffen ein wichtiges Bindeglied zwischen Klassik und Romantik dar. Runde Jubiläen 1984 und 2003 mögen der Anlass gewesen sein, mehr und mehr Kammermusikwerke in den Bibliotheksarchiven zu entstauben. Doch bis heute gibt es keine vollständige Druckausgabe seiner Werke. Die beiden Stücke auf der CD werden Kontrabassisten jubeln lassen, denn es sind Originalkompositionen für ihr Instrument. Nicht umsonst war Onslow mit dem Bass-Virtuosen Dragonetti befreundet. Das späte, schon in die Romantik weisende Klavierquintett ist eine Bearbeitung des Septetts für Bläser und Klavier, das Klaviersextett wurde einst sogar positiv in der „Allgemeinen Musikalischen Zeitung“ besprochen, was damals einem Ritterschlag gleichkam. Onslow versteht es souverän, die Vorzüge der einzelnen Instrumente in Szene zu setzen, außerdem sind seine Stücke geschickt gesetzt. Mit den melodisch geprägten Themen geht er originell um, immer wieder gibt es überraschende Momente, sei es eine Modulation oder eine unerwartete Wendung im Ablauf.

Beide Stücke stehen und fallen mit einem virtuosen Pianisten, der sich gleichzeitig kammermusikalisch ins Ensemble einfügen kann. Gianluca Luisi, einer der besten italienischen Pianisten derzeit, löst diese Aufgabe mit Schwung und durchsichtigem, perlenden Spiel. Die kantablen Melodien der langsamen Sätze lässt er mit warmem Klang verströmen. Das Ensemble Concertant Frankfurt, das sich aus Mitgliedern des hr-Sinfonieorchesters Frankfurt/M. zusammensetzt, ist ein verlässlicher Partner.

Cornelia Schönberg


Intern. Record Review 7-8/2007 MDG 603 1442-2

Sextet in E flat, Op. 30a. Quintet in B flat, Op. 79bis
Gianluca Luisi (piano); Ensemble Concertant Frankfurt (Peter Agoston, Klaus Schwamm, violins; Wolfgang Tluck, viola; Sabine Krams, cello; Timm-Johannes Trappe, double bass).
Dabringhaus und Grimm MDG 603 1442-2 (full price, 1 hour 13 minutes). Website www.mdg.de. Producers Werner Dabringhaus, Reimund Grimm. Engineer Friedrich Wilhelm Rödding. Dates aJune 13th and 14th and December 11th and 12th, 2006.

Here is yet more elegantly civilized chamber music from Georges Onslow, whose discography continues to expand in the most gratifying manner. While no one would place him among the great masters – his reputation in his lifetime an ‘the French Beethoven’ was absurd, when he had Berlioz for a contemporary – his works are the profound musical culture, and their revival in our perhaps less cultured times is surely a hopeful sign. The two compositions for piano and strings presented on this new release remind us that though Onslow is principally remembered for his string quintets and quartets, his original ambition was to be a virtuoso pianist, and he composed for the instrument with a bravura flair that’s almost continuously on display here.
The E flat Sextet, Op. 30 for piano, string quartet and double bass (not to be confused, therefore, with the Grand Sextuor, Op. 77bis for piano, wind and double bass) was composed in 1825 and dedicated to Hummel, but though it found success in Germany it was little noticed in France until the vogue for such concertante piano-chamber works took off in the 1840s, whereupon it became one of Onslow’s most popular pieces, both for its brilliant piano part and its seductively enjoyable materials. Worthy of note are the brisk Minuetto second movement, more of a true if somewhat rustic scherzo than a courtly dance; the exceptionally inventive Andante con variazioni slow movement; and the breezily bonhomous finale; whose relaxed main theme lodges itself insidiously and immovably in the memory.
The B flat Quintet, Op. 79bis, was written 24 years later and is scored for the same forces as Schubert’s Trout Quintet – though in fact it is a recomposition of Onslow’s Grand Septuor, Op. 79 for piano, wind quintet and double bass (that version is available on Warner Apex 0927 49536-2, performed by Jean Hubeau and the Nielsen Quintet with Marc Marder on bass). So effective is the instrumental recasting one would hardly guess the music had not been conceived for strings ab ovo. This is a more ambitious and mature piece than the Sextet, richer in affect and emotional range, with a troubled and intricately argued first movement whose expressive refinement seems to show the influence of Chopin. There’s a fierily incisive Scherzo, with an opera-aria-style trio, an Andante in Onslow’s most refinedly sentimental vein, and a final which, despite its easygoing opening tempo, really does crown the piece, building up excitingly to a bog fugato and a coda of scintillating pianistic bravura.
Both these works deserve the occasional outing in concert. The Emsemble Concertant Frankfurt gives them affectionate, stylish performances in which Gianluca Luisi’s sparkling piano playing shines out. They are aided by the warmth and natural ambience of Dabringhaus und Grimm’s first-rate recording. Heartily recommended.

Calum MacDonald



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